Noch einen Newsletter zum Jahresende mit einigen Ausblicken auf das kommende, sehr vielversprechende Jahr 2019.
Bemannte Raumfahrt:
- Der russische Kosmonaut Sergej Prokopjew, welcher gemeinsam mit Alexander Gerst auf der ISS war, hat die Medien kritisiert. Nach dem Leck in der Soyuz-Kapsel wurde viel zu viel hineininterpretiert. So wurden über die Medien einige, teils sehr skurile, Geschichten verbreitet, z.B. dass ein Arbeiter bei der Montage mit einem Bohrer abgerutscht sei und das Loch heimlich verschlossen hätte, dass ein Crewmitglied das Loch absichtlich gebohrt hätte damit die Kapsel, und damit auch das Crewmitglied, schneller zur Erde zurückkehren solle oder dass die Kapsel sabotiert worden sei.
Prokopjew teilte mit dass es bisher noch nicht klar sei woher das Leck stamme.
Nach einem Druckabfall in der ISS und einer anschließenden Inspektion hatte Alexander Gerst das etwa 2mm große Leck hinter einer Wärmeisolierung im Orbitalmodul der Soyuz entdeckt und provisorisch mit Klebeband abgedichtet. Später wurde das Leck mit Epoxidharz geschlossen.
- Der Start der Crew-Dragon oder Dragon-V2 wurde voraussichtlich auf den 17./18. Januar verlegt. Der erste bemannte Flug ist für Juni geplant.
- Im März folgt dann der erste unbemannte Testflug von Boeing's Starliner. Der erste bemannte Flug ist für August geplant.
Unbemannte Raumfahrt:
- Das neue Jahr wird fulminant gestartet: Pünktlich am Neujahrstag wird NewHorizons an 2014MU69, inofizieller Name "Ultima Thule", vorbeifliegen. Das Objekt ist etwa 40x weiter von der Sonne entfernt wie die Erde. New Horizons wird damit erneut (nach dem ersten Vorbeiflug an Pluto) eine Premiere feiern denn 2014MU69 ist das erste Objekt im Kuiper-Gürtel, welches von einer Raumsonde angeflogen wird. Dabei wird New Horizons das Objekt in etwa 3500km Entfernung mit einer Geschwindigkeit von rund 50.000km/h passieren. Die Sonde soll hochauflösende Fotos aufnehmen.
2014MU69 gibt derzeit noch Rätsel auf. Nach der Entdeckung 2014 durch das Hubble-Teleskop ging man von einem 40km großen Objekt aus. Mittlerweile geht man von einem kleineren Objekt aus. Allerdings ist das Objekt sehr hell, was im Widerspruch zur Größe steht. Man hat daher einige Vermutungen, z.B. dass es sich um ein Doppelobjekt handelt. Allerdings würde dies nicht zur sogenannten Lichtkurve passen da das Objekt mal heller und mal dunkler sein müsste. Denkbar wäre auch ein ganzer Schwarm oder eine Staubwolke.
Genaueres werden wir spätestens am 01.01.2019 erfahren bzw. einige tage später denn die Signale von der Sonde benötigen mittlerweile rund 12 Stunden bist zur Erde.
- Besonders interessant wird das kommende Jahr für die Mondforschung. Nachdem man den Mond nach den Apollo-Missionen vernachlässigt hat und der Mars heutzutage fast besser erforscht ist als unser nächster Nachbar, steht das Jahr 2019 ganz im Zeichen des Mondes. Gleich 4 Mondlander werden, wenn alles funktioniert, die Mondoberfläche erreichen.
--> Die chinesische Sonde Chang'e4 wurde bereits am 07.12.18 gestartet und befindet sich derzeit in einer Mondumlaufbahn. Am 3. Januar soll die Sonde auf der Rückseite des Mondes landen. An Bord ist ein Rover. Es handelt sich bei dieser Sonde um die erste Landung auf der Rückseite des Mondes überhaupt.
--> Am 30.Januar startet Indien die Sonde Chandrayaan-2. Auch diese wird einen Rover mitführen. Die Landung sollte auf der südlichen Hälfte der Mondvorderseite stattfinden. Genauere Missionsdetails sind noch nicht bekannt.
--> Die Firma Moon Express möchte im Juni mit der Mission Lunar Scout MX-1 ebenfalls einen Lander starten und zum 50zigsten Jahrestag von Apollo 11 auf dem Mond landen. Dabei soll es sich um kleines Teleskop handeln welches am Südpol des Mondes landen soll.
Moon Express oder Moon Ex war Teilnehmer des Lunar X-Prize. Gestartet werden soll auf einer Electron der Firma Rocket Labs aus Neuseeland.
Moon Express hat für 2019 insgesamt 3 solche Flüge gebucht.
Allerdings ist abzuwarten ob dies funktioniert denn die Electron ist eine recht kleine Rakete. Die Nutzlast zum Mond dürften höchstens einige Kilogramm betragen. Zum anderen ist die Electron insgesamt bisher erst 4x gestartet, 3x davon erfolgreich. Aber eben nur in niedrige Umlaufbahnen und mit einigen winzigen Cubesats an Bord.
--> Mit Chang'e5 setzen die Chinesen dann voraussichlich im Dezember 2019 noch einen oben drauf und wollen eine Sonde landen, welche danach etwa 2kg Proben von mondgestein zurück zur Erde bringen soll. Mit der Mission Chang'e5Ti wurde bereits 2014 die Rückkehrkapsel getestet.
- Auch die Asteroiden kommen im kommenden Jahr nicht zu kurz. So landen gleich zwei Sonden auf Asteroiden und sollen Gesteinsproben zurück zur Erde bringen.
--> Die japanische Sonde Hayabusa-2, gestartet 2014, ist bereits auf dem Asteroiden Ryugu gelanden und wird voraussichtlich im Dezember 2019 den Rückflug antreten. Die Ankunft auf der Erde wird etwa 1 Jahr später erwartet.
--> Die NASA-Sonde OsirisREX, gestartet 2016, umkreist derzeit den Asteroiden Bennu und wird voraussichtlich dieses Jahr ladnen und 2020 zur Rückkehr aufbrechen. Die Rückkehr wird für 2023 erwartet.
- Im kommenden Jahr starten gleich zwei Satellitensysteme für unbegrenztes Internet.
--> OneWeb: Im Februar sollen von Guyana mit einer Soyuz die ersten 10 Satelliten gestartet werden. Insgesamt sind rund 600 Satelliten geplant. Urpsrünglich ging man von einem Stückpreis von etwa 500.000 Dollar aus und plante rund 900 Satelliten. Mittlerweile sollen die Satelliten "unter einer Million Dollar" kosten, also deutlich teurer als geplant.
--> Starlink: Das Satellitennetzwerk von SpaceX hat bereits einige Testsatelliten gestartet. Im Juni 2019 soll nun der Aufbau des Netzes beginnen. Geplant sind derzeit rund 1600 Satelliten. Dabei hat SpaceX die Orbithöhe von 1100km auf etwa 550km gesenkt. Grund: Defekte Satelliten würden innerhalb von 5 Jahren wieder in die Erdatmosphäre eintreten. Bei 1100km könnte dies Jahrhunderte dauern.